Die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) bietet nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch in der Medizin bahnbrechende Fortschritte. Ein aktuelles Beispiel dafür stammt aus der renommierten Universität Harvard. Das Forscherteam um Professor Kun-Hsing Yu hat eine innovative KI-Lösung entwickelt, die eine Revolution in der Diagnose und Behandlung von Gehirntumoren verspricht.
Traditionell müssen Ärzte auf eine Gewebeprobe eines Gehirntumors warten, die während einer Operation entnommen wird. Anschließend wird diese Probe ins Labor geschickt, wo sie in kürzester Zeit analysiert wird. Allerdings birgt dieser Prozess zahlreiche Herausforderungen. Neben dem Stress der medizinischen Teams können die Qualität der erstellten Gewebe-Dias inkonsistent sein. Dadurch erhöht sich das Risiko von Fehldiagnosen, die gravierende Folgen für den weiteren Behandlungsverlauf des Patienten haben können.
Genau hier setzt die von Harvard entwickelte KI, genannt CHARM, an. Die bahnbrechende Technologie kann bösartige Zellen innerhalb eines Wimpernschlages identifizieren – in weniger als einer Sekunde. CHARM nutzt dabei ein hochauflösendes Foto der Gewebeprobe und vergleicht es mit einer umfangreichen Datenbank von 1524 Tumorproben. Beeindruckend ist dabei nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch die Genauigkeit von CHARM, die bei erstaunlichen 98 Prozent liegt.
Der klare Vorteil dieser Technologie: Ärzte erhalten nahezu in Echtzeit eine präzise Analyse des Gewebes. Dadurch können sie während des Eingriffs fundierte Entscheidungen darüber treffen, welche Gewebebereiche im Gehirn entfernt werden sollten. Darüber hinaus liefert CHARM wertvolle Erkenntnisse für die nachfolgende Krebstherapie.
In einem Geist der Zusammenarbeit und im Interesse der globalen medizinischen Gemeinschaft haben die Harvard-Wissenschaftler CHARM anderen Forschungseinrichtungen kostenfrei zur Verfügung gestellt. Der nächste logische Schritt besteht darin, CHARM in klinischen Studien weiter zu testen. Das ultimative Ziel ist die Zulassung durch die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA, um diese bahnbrechende Technologie in die klinische Praxis zu integrieren und den Patienten weltweit zugutekommen zu lassen.